Die Welt unserer Gewohnheiten, konstituiert die Welt unserer Wahrheiten

Assoziationen zur Politik der Maskierung

Wenn die Illusion das ist, worin wir aufgewachsen sind, der Nährboden auf dem wir gedeiht sind, ist dies unsere „unumstößliche“ Realität, die wir auch konservieren wollen, da mit dem Zusammenbruch eines Weltbildes der ungeheure Aufwand des Wiederaufbaus verbunden ist.

Vielleicht funktioniert daher das in „The Simulacra“ geschilderte System so gut, da die Bevölkerung ihm Glauben schenken möchte. Das Verharren in einer Situation ist immer bequemer als deren Hinterfragung. Das Individuum wird zum Mittäter, zum Assistenten einer kollektiven Illusion.


Bei der in „The Simulacra“ geschilderten Welt handelt es sich jedoch nicht immer zwingend um eine Zukunftsvision, denn so manches enthält einen erstaunlichen Wiedererkennungswert im Hier und Jetzt.

Rudi Kalbfleisch, der (noch aktuelle) amerikanische Präsident, der im Roman nur als ein virtuelles Aushängeschild für die Herrschaft eines geheimen Rates fungiert, erinnert auch an aktuelle bzw. vergangene Präsidenten, die als Sprecher und als scheinbare Entscheidungsträger auftreten, jedoch in Wahrheit ihren Posten nur deshalb erhalten haben, weil sie gezielt als Interessensvertreter ausgewählt wurden. Und zwar nicht um die Interessen des Volkes zu vertreten (denn dieses weiß oft gar nicht woran es interessiert ist, bzw, sein soll – solange niemand da ist der es ihnen sagt), sondern die von machthungrigen Männern der Wirtschaft.


Als Assoziation kommt uns auch der Begriff des „Vorbildes“ in den Sinn. Junge Menschen, die sich heutzutage im öffentlichen Fernsehen ungebremst ihren exhibitionistischen Neigungen hingeben, fungieren für einen Großteil der Jugend als Vorbilder, also als etwas Nachahmenswertes. Casting-Shows, Wettbewerbe die den „Survival of the fittest“ als Leitfaden in sich tragen, präsentieren uns Vorbilder die zu hohlen Puppen verkommen sind - Marionetten, deren Fäden dem Willen einer handvoll Selbstbereicherer unterliegen. Und – und hier tut sich ein weiterer Anknüpfungspunkt, speziell zur Figur des Präsidenten auf – sie werden regelmäßig erneuert. Das Ablaufdatum ist vorprogrammiert und das ist gut so. Zumindest für jene, die für Nachschubprodukte sorgen. In der Welt der Unterhaltungsbranche sind dies Produzenten, Manager, Fernsehredakteure, in der Welt von „The Simulacra“ stellt das die Firma, welche den Auftrag zum Bau des neuen Präsidentenmodells erhält, dar.


Mag sein dass es in der Welt von Philip K. Dick überspitzter zugeht, die Anknüpfungspunkte dafür müssen jedoch nicht zwingend im Reich der Science-Fiction gesucht werden.
Da wie dort auf Hüllen treffen, die uns Leben vorgaukeln. Menschen, beziehungsweise Scheinmenschen, die im öffentlichen Raum repräsentative Posten bekleiden, entlarven sich als Mogelpackung, wo nicht nur weniger dahintersteckt, sondern oft auch ein ganz anderes Produkt.


Was finden wir also bei genauerem Hinsehen vor? Wir erkennen den Menschen, der alle Hüllen fallen lässt, oder die Hülle die alles Menschliche fallen gelassen hat.

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Kernfache Medienwissenschaften Uni Wien SS 2009

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